Schreiben am Berg – nur bei Schönwetter…

Was ist Schönwetter?

Vom eigenen Leben erzählen. Schreiben am Berg findet nur bei Schönwetter statt. Doch was ist Schönwetter? Nur Sonnenschein? Sonne mit Wolken? Alles ohne Regen? Der Wetterbericht für den dritten Tag ist sehr schlecht. Nur Regen. Den ganzen Tag. Am dritten Tag müssen wir wieder runter. 2,5 Stunden Abstieg bei Regen? Am zweiten Tag ab Nachmittag Gewitter. Ich muss absagen. Es ist ja schließlich kein Survivaltraining.

 

Was tun mit den freien Tagen?

Die Schreibwerkstatt ist abgesagt. Ich habe plötzlich 3 Tage Freizeit. Freundin Erika hat auch gerade Zeit. Und ist wetterfest. Und flexibel. Wir können ja noch einen Tag dranhängen und erst am 4. Tag absteigen. Da wird das Wetter wieder besser. Also dann, Rucksack packen und ab aufs Ebenseer Hochkogelhaus.

 

Freudiger Empfang beim Mittereggerstüberl

Es nieselt. Wir starten um halb 9 beim Parkplatz. Der Regen hört kurze Zeit später auf und die Sonne kommt hervor. Wenn wir so weiterreden, haben wir keine Puste mehr für den Aufstieg und am Abend einen Muskelkater im Kiefer. Zusätzlich zu dem in den Beinen. Bei Martin im Mittereggerstüberl stärken wir uns mit selbst gemachtem Hollersaft. „Wie siehts aus mit schreiben am Berg?“ „Wir haben es in Freundinngentage umgeändert. Wenn für die Hälfte der Zeit Regen angesagt ist, wird das nix.“

 

Aufstieg bei Traumwetter

Das Wetter könnte nicht besser sein. Sonnenschein. Nicht zu heiß. Wir treffen auf den Mann, der für den hervorragenden Zustand des Weges verantwortlich ist. „Ja, ich mach halt soweit es geht. Und schaue, dass die Stufen nicht zu hoch sind. Das ist mein Hobby“. Wir haben wirklich noch nie so einen Wanderweg gesehen. Wir steigen Stufe um Stufe empor bis wir nach 2 Stunden oben eintreffen.

 

Hungrig, durstig, müde

„Griass eich, sche dass do seids“. Darauf habe ich mich gefreut. Die Herzlichkeit und die Ruhe, die Christine und Robert ausstrahlen. Und ich lege den Alltag ab wie meinen Rucksack. Einfach sein. Zum einfach sein gesellt sich bald etwas anderes. Wir verspüren Hunger und Durst. Nach hervorragenden Hascheeknödeln und Melissensaft auf der Terrasse machen wir ein Nickerchen im Liegestuhl.

 

Schreiben wir? Aber ja doch.

Nach Kaffee und Kuchen gehen wir die 10 Minuten zum Kögerl, tragen uns ins Gipfelbuch ein und suchen uns ein nettes Platzerl. Auf einem Baumstumpf sitzend, das Schreibheft auf den Knien, nehmen wir umso mehr die Stille wahr. Und in dieser Stille dann viele Geräusche. Grillenzirpen, Vögel, Wind der durch Äste rauscht, Grashüpfer die von Blatt zu Blatt hüpfen. Die Worte fließen nur so aus uns heraus aufs Papier.

 

Sonnenuntergang am Berg

Die Zeit beim Schreiben vergeht wie im Flug. Wir lesen uns gegenseitig vor und bestaunen, welch unterschiedliche Dinge uns zum gleichen Thema eingefallen sind. Dann gesellen wir uns zu den anderen Hüttengästen auf der Terrasse und warten bei Käsebrot und einem Glaserl Wein auf den Sonnenuntergang. Und der ist atemberaubend.

 

Wetterleuchten in der Nacht

Beim Hineinschlüpfen in den Schlafsack machen wir uns Gedanken, ob wir bei dem aufziehenden Wind, dem Regen und den Blitzen überhaupt schlafen können. Doch mit Ohropax und Augenbinde ist das alles kein Problem und wir starten ausgeschlafen in den nächsten Tag, der allerdings mit Regen beginnt. Doch bis wir mit dem Frühstück fertig sind, hat sich der Regen verzogen.

 

Ausflug auf den Schönberg

Wir packen unseren Rucksack und nutzen den Vormittag für den Aufstieg zum Schönberg. Nach 2 Stunden über Steine und durch Latschenwege, immer wieder mit Blick auf den Traunsee und den Dachstein erreichen wir den Gipfel. Wir trotzen dem Wind und genießen den Gipfelsieg, die Ruhe und die Aussicht. Der Hunger treibt uns wieder nach unten.

 

Regennachmittag

Das Essen starten wir noch auf der Terrasse, müssen aber gleich darauf ins Innere flüchten, da es wieder zu regnen beginnt. Da fast keine Leute auf der Hütte sind, haben wir genug Ruhe, um drinnen zu schreiben. Wir vertiefen uns in die Aufgabe und bemerken gar nicht, wie viel Zeit vergeht. Der Regen hat aufgehört und draußen ziehen Nebelfelder vom Tal herauf. Wie kühle Luftwellen werden die weißen Fetzen zu uns herübertragen. Wir könnten stundenlang so stehen und einfach nur das Naturschauspiel beobachten. Mal sind die Gipfel in Wolken, dann wieder fei, die Sonne blinzelt kurz hervor um gleich darauf wieder hinter der nächsten Wolke zu verschwinden.

 

Erinnerungsspiel

Nach dem Abendessen machen wir ein Würfelspiel, bei dem wir uns an verschiedene Sachen erinnern sollen. Manches geht leicht, auf manches haben wir keine Antwort. Es ist sehr interessant und gemeinsames erinnern macht Spaß. Was da alles zum Vorschein kommt.

 

Die zweite Nacht und der dritte Tag

Es regnet die ganze Nacht hindurch. Wir schlafen wieder gut und überlegen beim Frühstück, ob wir runtergehen sollen oder noch eine Nacht dranhängen. Der Wetterbericht ist für den ganzen Tag schlecht. Zu Hause wird aber unsere Anwesenheit begrüßt. Da wir Regenkleidung haben und Regenhüllen für den Rucksack entscheiden wir uns zum Abstieg. Es hört sogar zu regnen auf, als wir uns bei Robert und Christine verabschieden. Erika kommt in ein paar Tagen zum Jodelseminar wieder herauf.

 

Meditation beim Abstieg

Es beginnt wieder zu regnen. Aber die Luft ist angenehm von der Temperatur und wir gehen jede in ihrem eigenen Tempo bergab. Es ist ein richtig meditatives Gehen. Zwischendurch warten wir uns wieder zusammen. Es ist wieder diese Ruhe, diese Einheit mit der Natur, die uns staunen läßt. Wir hätten nicht gedacht, wie schön wandern beim Regen sein kann.

 

Trocknen im Mittereggerstüberl

Wir kehren wieder bei Martin ein, der ein Bratl im Ofen hat und es ist kuschelig warm drinnen. Wir hängen unsere Sachen zum Trockenen auf und stärken uns bei Kaffee und Topfenstrudel. Da kommen die Höhlenforscher, die auch schon am Hochkogelhaus waren und gesellen sich zu uns. Wir erfahren etwas über ihre Arbeit und hocken noch gemütlich beisammen.

 

Vor dem ärgsten Regen im Auto

„Bis nächste Woche“ „Bis zum nächsten Mal“. Wir starten mit dem letzten Abschnitt entlang des Baches, der aufgrund der Regenfälle jetzt schon sehr viel Wasser hat und imposant neben uns her rauscht. Der Regen wird jetzt etwas mehr und wir erreichen nass, aber nicht durchnässt das Auto, wo wir trockenes Gewand haben. Als wir zur Abfahrt bereit sind, fängt es richtig zu schütten an. Was haben wir für ein Glück, dass wir jetzt schon im Auto sitzen.

 

Machen wir weiter mit dem Schreiben?

Erika hat die Lust am Erinnern und am Schreiben gepackt. Wir setzen die Freundinnentage mit Schreibzeiten fort, zu Hause, auf unserem Hausberg. Gleich nächste Woche. Neuauflage Schreiben am Berg.