Mit Kreativität und Empathie durch die Coronazeit

#fadwirdmirnie

Wenn plötzlich alles anders ist … Wenn das Selbstverständliche nicht mehr selbstverständlich ist … Von einem Tag auf den anderen in eine neue Situation geschleudert … Weil ich nicht dachte, dass es so tragisch ist. Weil ich glaubte, es ist nach zwei Wochen vorbei. Täglich neue Informationen. Und trotzdem ganz viel Unsicherheit. Und Zeit.

Auf einmal Zeit war Zeit da, die vorher mit Gedächtnis- und Bewegungstrainings und Seminaren gefüllt war. Aber keine Struktur. Und plötzlich waren alle zu Hause sind. Wir schafften im 4 Personen Haushalt nicht einmal eine gemeinsame Mahlzeit. In dieser herausfordernden Zeit habe ich begonnen, meine Aktivitäten jeden Tag auf facebook zu posten. Weil so viele sagten, sie fürchten, ihnen würde die Decke auf den Kopf fallen. Unter #fadwirdmirnie wollte ich ermutigen und zeigen, was man alles machen kann. Jetzt im Nachhinein bin ich froh, denn nach 50 Tagen habe ich mich gefragt, was habe ich eigentlich in den 7 Wochen der Ausgangsbeschränkung gemacht? Ich hatte nicht das Gefühl, viel Zeit gehabt zu haben. Doch dann habe ich meine Beiträge angeschaut und gesehen, was ich wirklich geschafft habe. Ein kleiner Überblick ist jetzt hier zu lesen. Alle 50 Einträge sind auf facebook zu finden.

 

Wir halten zusammen

„Griass di, wie gehts dir?“ Plötzlich sitzen sie alleine zu Hause. Zählen zur Risikogruppe und sollen das Haus nicht verlassen. Einsamkeit und Unsicherheit sind ein guter Nährboden für Demenz. Ich telefoniere mit allen meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Mehrmals. Ich schicke ihnen Briefe mit aufmunternden Worten und mit Übungsblättern. Sie sind dankbar. Wir vermissen uns gegenseitig. Aber es wird eine Zeit danach geben. Und so bereite ich neue Übungsstunden vor, drehe Mitmachvideos, überlege neue Choreografien zu belebender Musik und vieles mehr.

Tag 38: testen
Neue Bewegungs- und Koordinationsspiele ausprobieren.
Nächste Gruppentrainings kommen bestimmt.

 

Ganz viel Upcycling

In meinem Kopf gab es immer schon viele Ideen zum Upcycling. In meinem Keller gibt es, auch jetzt noch, ganz viel Material, mit dem ich arbeiten kann. Und so habe ich meiner Kreativität freien Lauf gelassen. Aus einem zu weiten Kleid wurden Rock und Oberteil, ein alter Scheibenvorhang wurde zu wieder verwendbaren Obst- und Gemüsesackerl, Socken zu Haargummis, weiße Turnschuhe bunt, ein Rock zu Tasche und Loop und ganz viele Jeansgesäßtaschen zu einer Sitzauflage.

Tag 34: upcyceln
Sitzauflage mit Lehne für Palettenbank.
Wird mein neues Lieblingsplatzerl.

 

Häkeln, stricken und nähen

In meinem Ort gab es früher ein Wollgeschäft. Ich konnte nicht daran vorübergehen, ohne Wolle zukaufen. Die Wolle zu Hause wurde immer mehr, die Zeit zum Stricken immer weniger. Das Wollgeschäft gibt es schon lange nicht mehr. Die Wolle in meinem Haus war immer noch da. Zum Glück. Denn 2020 ist das Jahr, in dem der Sommerpulli vor Ende des Sommers fertig wird. Es ist das Jahr, in dem ich im April eine Winterhaube stricke, es ist das Jahr, in dem mein Abendtäschchen endlich gehäkelt wird. Es ist das Jahr, in dem ich Smiley-Pompons wickle, es ist das Jahr, in dem ich ganz viele bunte Dinkelherzen nähe und es ist natürlich das Jahr des Mund-Nasen-Schutzes.

Tag 15: nähen
Mundschutz selbst gemacht.
Mutter-Vater-Kind Variante.

 

Verschönerung in Haus und Garten

Wenn man so viel zu Hause ist, fällt einem irgendwann auf, was alles schon alt ist, wo ein bisschen Dekoration nicht schaden könnte und an den vielen Sonnentagen und der Aussicht, den Urlaub heuer auf Terrassien und Balkonien zu verbringen, entsteht ganz natürlich der Wunsch, sich das alles möglichst schön zu gestalten. Da ich nur eine Eingangstüre habe, aber mehrere Kränze gemacht habe, können sich auch andere freuen. Und die alten Autoreifen haben auch endlich eine Verwendung gefunden. Zum Glück machte eine Gärtnerei auch noch Hauszustellung.

Tag 44: verschönern
Blumen für den Sommerurlaub daheim.
Quartiersuche abgeschlossen.

 

Wochenrhythmus beibehalten

Auch in der Ausgangsbeschränkung gibt es einen Sonntag. Arbeitsfrei? Es war nicht leicht, das jetzt einzuhalten. Aber was war schon leicht in dieser Zeit? Und so habe ich mir bewusst Zeit genommen, den Vögeln zu lauschen, in den Himmel zu schauen, die Wellen zu beobachten, zu lesen, zu genießen und einfach mal nix zu tun.

Tag 41: beobachten
Dem Wind und den Wellen lauschen.
Wochenende.

 

lernen

Weiterbildung in Form von Webinaren über Abhaltung von Webinaren. Virtuelle Kräuterwanderung. Online-Malkurs. „Webinar, was ist das?“ Diese Frage stellt nach der Ausgangsbeschränkung nahezu niemand mehr, denn auf einmal waren wir auf online-Treffen angewiesen. Es funktioniert auch ganz gut. Man muss sich nur darauf einlassen. Ein bisschen mehr Einlernzeit wäre zwar nicht schlecht gewesen, aber es ist auch so gegangen. War ja für alle Neuland. Gut, wenn man zwischendurch auch ein analoges Fachbuch lesen kann. Aber die Technik macht es auf einmal möglich, an einem Tag an vielen verschiedenen Orten zum Lernen zu sein, ohne im Stau zu stehen. „Scotty, beam mich rüber!“ ist auf einmal Wirklichkeit.

Tag 19: malen
Neues ausprobieren.
Neurodings bei entfaltedeinleben.

 

haltbar machen, einkochen, trocknen

Mit dem Frühling beginnt auch die Zeit des Kräutersammelns, Sirup machens und einkochens. Einiges habe ich heuer neu ausprbiert, wie zum Beispiel Veilchensirup. Und da Not erfinderisch macht und ich so ivle Lungenkraut gefunden habe, habe ich aus einer Schachtel und dem Innenleben einer Trainingsjacke ein Kräutertrocknungsvorrichtung gemacht. Und immer wieder Duft nach Marmelade und Colasirup.

Tag 10: basteln und sammeln
Schachtel und Trainingsjacke werden zur Vorrichtung zum Kräuter trocknen.
rosa und blau – Lungenkraut.

 

Herausforderungen des Alltags

Der Kühlschrank soll gefüllt sein, die Wäsche gewaschen und das Haus sauber. Wenn 4 Personen viel Zeit zu Hause verbringen, ist das nicht so leicht. Und gegessen haben wir alle sehr viel in dieser Zeit. Die Technik war auch extrem gefordert. Und so haben ein Smartphone und ein Laptop den Geist aufgegeben, das Internet musste nachgerüstet werden und – Katastrophe: Der Geschirrspüler hat die Quarantäne-Anforderungen nicht überlebt. Aber dank Post und Abholservice haben wir auch das geschafft.

Tag 17: Backen
Der sechste Kuchen in zweieinhalb Wochen.
Süße Männer.

 

Kultur, Freizeit und Hobby

Ich habe doch mal Zither gespielt. Gut, dass mir das wieder eingefallen ist. Ein bisserl was kann ich noch.
Auch an die anderen Hobbies habe ich wieder gedacht und Texte vom Schreiburlaub abgetippt.
Und spannend, was beim Gestalten der Fotobücher wieder zum Vorschein kommt.
Außerdem haben wir zwei Theaterabos. Hätten. Also wir hatten Karten und es wurde nicht gespielt. Doch wir haben das Angebot des Streamings genutzt und uns schön angezogen vor den Fernseher gesetzt. Anzug, Stöckelschuhe und natürlich der Sekt vor der Vorstellung. Auch wenn mich meine Kinder für verrückt erklärt haben, mein Mann ist mit mir in der ersten Reihe gesessen im Wohnzimmer.
Auch den Palmsonntag habe ich zelebriert. Heuer haben wir sogar einen Palmbesen, der vom Bischof via Fernseher gesegnet wurde.

Tag 21: Palmsonntag
Im Sonntagsgewand zur Palmweihe im Wohnzimmer vor dem Fernseher.
aber fast vergessen die Hausschuhe auszuziehen.

 

Auf und ab des Gemütszustandes

Es war und ist natürlich auch eine große Herausforderung für das seelische Wohlbefinden. Schnell alles umstellen, anpassen, Informationen verarbeiten, neuen Alltag managen und leben, Veränderung. So viel Veränderung in so kurzer Zeit. Und das ohne Sozialkontakte. Ohne Präsenzsozialkontakte. Nicht wissen, wie es weitergeht. Keine klassische Osterzeit. Die Karwoche war immer meine Lieblingswoche im Jahr. Zeichen der Auferstehung im täglichen Leben entdecken. Geht mal leichter und mal schwerer. Und schließlich am Tag 49 endlich ein Besuch von den Eltern. Zwar mit Abstand, aber immerhin zusammen. Es geht bergauf. Und wir haben es geschafft. Fürs erste. Und Erfahrungen gesammelt, auf die wir zurückgreifen können. Erinnerung an das, was gut war, gibt Kraft für das, was kommt. Denken wir daran.

Tag 29: Ostermontag
Zeit zum Träumen.
Wenn Träume zerplatzt sind wie Seifenblasen lasse ich neue entstehen.