Biografiearbeit - Vergangenheit erinnern und verstehen

„Erinnern ist eine Form der Begegnung.“ Khalil Gibran

Biografiearbeit ist angeleitetes Erinnern. Erinnerungen sind Schätze. Gerade ältere Menschen sind reich an diesen Schätzen. Mit Hilfe von kreativen Methoden und „sinnlichen“ Impulsen bergen wir diese Schätze, machen uns die eigenen Erfahrungen und Ressourcen bewusst und stärken so unser Selbst. Jede Geschichte verdient Achtsamkeit, Wertschätzung und Würdigung und ist es wert, erzählt zu werden.

Warum Biografiearbeit?

Ich hatte nie das Gefühl, Großartiges erlebt zu haben. Ich dachte immer, ich kann keine Geschichten erzählen. Ich meinte, das interessiert keinen. Doch dann habe ich vor ca. 10 Jahren begonnen, Geschichten aus meinem Leben aufzuschreiben… Alltagsgeschichten. Nichts Weltbewegendes. Erlebtes. Aufgeschrieben. Nur für mich…

Ich hatte Spaß daran. Es fühlte sich gut an. Nach der 10. Geschichte wollte meine neugierige Nichte, dass ich ihr eine vorlese. „Bei dir war es viel cooler früher als bei uns heute.“ , war ihre Reaktion. Sie hatte Freude an meinen Berichten, genauso wie ich meiner Tante und Oma früher gerne zuhörte. 

Erinnern-erzählen-zuhören-erinnern

Der Vorteil von Biografiearbeit in Gruppen ist es, dass man beim Lauschen der Erzählungen der anderen an eigene Geschichten erinnert wird und diese zum Leben erwecken kann. Aber auch die Einzelarbeit schätzen viele meiner Teilnehmer. Biografiearbeit ist an kein Alter gebunden. Ältere Menschen haben mehr Jahre, in denen sie etwas erlebt haben, aber auch Schulkinder erzählen gemeinsam von ihrer Kindergartenzeit.

Schreiben oder erzählen?

Es ist Geschmackssache, ob man sich in Form von Plauderstündchen oder Schreibwerkstätten erinnert. Beides hat seinen Reiz und wird in losen Abständen und in verschiedenen Umgebungen von mir angeboten.

Termine für Schreibwerkstätten

  • 13. – 14. Jänner 2023: „Erzähl dein Leben“ – autobiografisches Schreiben (Maximilianhaus Attnang Puchheim)
  • 18. Jänner 2023: Workshop „Biografisches Arbeiten in der SelbA-Gruppe“ (SelbA-Regionstreffen Haag am Hausruck)
  • 30. Jänner 2023: „Mit Mut fangen die schönsten Geschichten an“ – autobiografisches Schreiben (Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr – Online!!!)
  • 27. März 2023: „Meine Hände“ – autobiografisches Schreiben (Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr)
  • 13. April 2023: Kreatives Schreiben – Tagesseminar in Eggendorf gemeinsam mit Andrea Henriette Felber
  • 17. April 2023: „Glücklich spielen“ – autobiografischer Workshop (SelbA, Schörfling)
  • 29. April 2023: „Ein Koffer voll Methoden – praktische Biografiearbeit“ (KBW Vorarlberg, Mellau)
  • 15. Mai 2023: „Glück – lich spielen“ – autobiografischer Workshop (Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr)
  • 10. – 11. November 2023: „Ja zum Leben sagen“, Modul 1 Lehrgang Biografiearbeit (SelbA)
  • 2. Dezember 2023: „Ganz Ohr – Vorlesen mit Senior:innen“ (Spiegel Elternbildung, Puchberg)
  • 20.Jänner 2022: „Meine Kraftquellen“ – autobiografisches Schreiben (Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr, SelbA) 
  • 4.-5. März 2022: „Einführung in die Biografiearbeit“ (Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr)
  • 28. März 2022: „Rock oder Hose“ – autobiografisches Schreiben (Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr)
  • 20. April 2022: „Glockenhosen und andere Modesünden“ – autobiografisches Schreiben (VHS Steyregg)
  • 4. Juli 2022: „Kracherl, Bowle und Spumante“ – autobiografisches Schreiben (Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr)
  • 7. Oktober 2022: „Ich bin wertvoll“Workshop bei der SelbA-Fachtagung 2022
  • 7. November 2022: „Rock oder Hose“ – autobiografisches Schreiben (Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr)
  • 18. – 19. November 2022: „Ja zum Leben sagen“ Modul 1 Lehrgang Biografiearbeit (SelbA)

Kurzgeschichten, die das Leben schrieb

2019 veröffentlichte ich mein Buch „Bei dir früher war alles cooler“.

„Astrid Gaisbergers Geschichten aus dem Alltag sind mit einer Portion Humor, einer Prise Selbstironie und einem Schuss Alltagsweisheit gewürzt. Diese Mischung verschafft entspannenden Lesegenuss für jedes Alter.“

Nina Roiter Verlag, ISBN: 978-3-903250-26-0
Bestellung unter info@geistigaufbluehen.at

Im der Freirad-Innsbruck-Sendereihe „Raus aus der Schublade“ las ich einige Kurzgeschichten aus meinem Buch. 

Was Sie über Biografiearbeit wissen sollten...

Wenn ich sage, ich bin Biografietrainerin, ernte ich immer fragende Blicke.
„Trainerin für Biografiearbeit.“ Aha. Die Blicke sind kein bisschen weniger fragend.
„Ich helfe beim Erinnern. Ich leite dazu an, wie man die Schätze des eigenen Lebens hebt.“ Der fragende Blick weicht dann entweder einem total gelangweilten oder einem hoch interessierten. Ich halte mich dann an die zweite Gruppe, denn ich will ja niemanden missionieren.

Viele Menschen erinnern sich immer an das Gleiche, erzählen immer wieder dieselben Episoden und langweilen damit oft die Familie. Meine Schwester und meine Cousine, die großteils dieselben Dinge erlebt haben wie ich, sind immer ganz erstaunt, woran ich mich noch erinnern kann. Doch wenn ich dann ein bisschen nachhelfe, sind sie erstaunt, was ihnen auch auf einmal alles einfällt. Und meine Nichte hört begeistert zu. Sie ist fasziniert von unseren Geschichten.

Biografiearbeit ist sowohl die Beschäftigung mit der eigenen Biografie als auch angeleitetes Erinnern, das heutzutage vorwiegend in der Erwachsenenbildung, in der Altenarbeit und in der Seelsorge Anwendung findet (s.a. https://de.wikipedia.org/wiki/Biografiearbeit).

Doch nicht nur Menschen, die reich an Lebensjahren sind, haben etwas zu erzählen, auch Volksschulkinder berichten über ihre Kindergartenzeit als wäre sie nicht 3 oder 6 Jahre früher gewesen sondern 36 oder gar 63, wenn nicht sogar 60 plus 30.

Schon in der Schule wird in Vorbereitung auf das spätere Berufsleben gelehrt, wie man einen Lebenslauf schreibt. Wurde er früher nur tabellarisch bzw. in Listen angeführt, gibt es heute auch öfter die ausführlichere Weise in Erzählform. (s.a. https://de.wikipedia.org/wiki/Lebenslauf)

Der Inhalt von beiden Varianten gibt aber nur die Eckdaten wieder. Sie können aber in der Biografiearbeit hilfreich sein, da man sich leichter an Geschichten erinnert. Und diese Geschichten, diese Wahrnehmungen der Ereignisse, ergeben dann die Biografie. Symbole, die oft für den Lebenslauf verwendet werden, sind Lebenstreppen, Labyrinthe, Jahresringe, Puzzle, Jahreszeiten und natürlich der Lebensbaum.

Biografiearbeit ist angeleitetes Erinnern. Doch wie leitet man an? Hierzu gibt es verschiedene kreative Möglichkeiten wie zum Beispiel den Biografiekoffer. Er ist voll von Gegenständen. Und es ist spannend, welch unterschiedliche Geschichten den Menschen zu ein und demselben Gegenstand einfallen. Ein Leiterwagen zum Beispiel hat eine ältere Dame dazu veranlasst, mir ihre Erlebnisse der Flucht während des Krieges zu erzählen, eine andere berichtete darüber, wie sie mit ihren Puppen darin gespielt hat. Also zwei vom Gefühl her gänzlich unterschiedliche Erlebnisse. Wie ein Leiterwagen in einen Koffer passt? Das ist mein kreatives Geheimnis.

Der Vorteil von Biografiearbeit in Gruppen ist, dass man beim Lauschen der Erzählungen der anderen an eigene Geschichten erinnert wird und diese zum Leben erwecken kann. Aber auch die Einzelarbeit schätzen viele meiner Teilnehmer.

Es kann in der Biografiearbeit vorkommen, dass unangenehme Erlebnisse zu Tage kommen. Die Grenze zur Therapie ist oft nicht genau zu erkennen, doch es ist wichtig, sie zu ziehen. Biografiearbeit ist kein Ersatz für professionelle Unterstützung einer Therapeutin. Ausgebildete Biografietrainer weisen dann in entsprechenden Situationen darauf hin.